Mike Russell and Berlin

Die Frage „Glaubst du an Schicksal“ war gestern ein Themenvorschlag von wordpress.com und Mike Russell beantwortet sie wie folgt:

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Die Musik, die in meinem Haus als Kind gespielt wurde, ist immer noch in mir. Mein Cousin „Bernhard“ war mein Kindheitsheld, der in „Deutschland“ war …, nicht ahnend, dass ich Jahrzehnte in meiner Wahlheimat „Berlin“ verbringen würde.

Ja, in der Tat! Ich habe vor vielen Jahren als Teenager ein Album von „Eddie Harris„, der „Jazz-Funk-Legende“, zum Geburtstag geschenkt bekommen und seine Musik in mich aufgesogen, um mich dann 1989 mit ihm auf der Bühne des „legendären“ „Quasimodo“ wiederzufinden. Dies war der Beginn einer langen Zusammenarbeit mit dem Club, zu der auch Auftritte mit der „Michael Jackson Memorial Band“ und vielen anderen gehörten, die nun schon 30 Jahre andauern.


Ich glaube, dass das Schicksal manchmal so arbeitet! Die Musik, die in meinem Haus als Kind gespielt wurde, ist immer noch in mir. Mein Cousin „Bernhard“ war mein Kindheitsheld, der in „Deutschland“ war (sein Bild in seiner Militäruniform hing in meinem Zimmer), nicht ahnend, dass ich Jahrzehnte in meiner Wahlheimat „Berlin“ verbringen würde. Das könnte Schicksal sein!

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The question „Do you believe in fate?“ was a suggested topic from wordpress.com yesterday and Mike Russell answers it as follows:

Yes indeed! I received a album as a birthday present many years ago as a teenager „Eddie Harris“ the „jazz funk legend“ and absorbed his music only to find myself on stage with him in 1989 at the „legendary“ „Quasimodo„. This is the beginning of a long association with the club which have included shows with „Michael Jackson memorial Band“ and many others now stretching 30 years.

I believe that fate works sometimes like that! The music that was playing in my house as a child is still inside me. My cousin „Bernhard“ was my childhood hero who was in „Germany“ (his picture in his military uniform hung in my room) not realizing that I would spend decades in my adopted home „Berlin“. This might be fate!

Mike Russell Interview

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An diesem Sonnabend werden bei der Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin rund 3.000 Teilnehmer erwartet. Neben politischen Beiträgen wird es auch wieder ein Kulturprogramm geben. Was können die Besucher von Ihrem Auftritt erwarten?_

Wir werden dort mehrere Lieder spielen. Eines hat den Titel »Humans Humans«, ein Afrobeat-Song. Im Text geht es darum, dass wir alle Menschen sind, niemand von uns perfekt ist und Mutter Natur das letzte Wort hat. Ein anderes Stück heißt »Don’t Touch My Friend«, ist vom Gospel inspiriert und handelt von Toleranz. Jeder kann glauben, ­woran er will, solange wir respektvoll miteinander umgehen – das ist die Botschaft.

Wie würden Sie Ihre Musik beschreiben?

Am ehesten als Afrosoul. Bei uns kommen verschiedene Genres zusammen, von Funk über Blues, Soul bis hin zu Einflüssen afrikanischer Musik.

Für viele Menschen steht bei Funk oder Soul der Unterhaltungswert im Vordergrund. Dabei sind die Ursprünge dieser Musikrichtungen eng mit der Bürgerrechtsbewegung in den USA, also politischen Kämpfen, verbunden. Welche Rolle spielt das für Sie?

Das ist für uns sehr wichtig. Wir haben unseren Namen »Black Heritage« (»Schwarzes Erbe«, jW) nicht zufällig gewählt. Wir spielen immer wieder Songs von Marvin Gaye oder Curtis Mayfield. Für die meisten sind diese Musiker vor allem Entertainer. Aber wenn man sicher näher mit ihren Texten beschäftigt, sieht man, dass sich etwa Marvin Gaye auf seinem berühmten Album »What’s Going On« gegen den Vietnamkrieg richtet. Er hat sich für die Rechte der Schwarzen, aber auch ganz generell für die Rechte aller Menschen eingesetzt.

Stört es Sie, wenn die politische Dimension dieser Musik ignoriert wird?

Nein, so würde ich das nicht sagen. Musik ist für uns ein Medium, mit dem wir unseren Hörern eine Botschaft vermitteln wollen. Wir wollen dabei auch erreichen, dass Menschen Spaß haben. Das schönste Kompliment, was man mir machen kann, ist zu sagen: Durch deine Musik fühle ich mich gut. Niemand sollte ein Konzert deprimiert verlassen.

Die Kämpfe der US-Bürgerrechtsbewegung in den 1950er und ’60er Jahren haben zahllose Menschen inspiriert. In den vergangenen Jahren protestierte die »Black Lives Matter«-Bewegung in den USA wiederholt, weil Rassismus und Polizeigewalt weiter an der Tagesordnung sind. Hat sich die Lage kaum verändert?

Es existiert ein relevanter Unterschied. Denken wir an die Ermordung von George Floyd durch einen Polizisten 2020. Solche Dinge hat es schon früher in den USA gegeben, auch während meiner Jugend. Aber damals hatten wir keine Smartphones und kein Social Media, durch die heute Bilder und Videos in Echtzeit um den Globus gehen. Mich freut es sehr, dass junge Menschen aufstehen und sagen: So kann es nicht weitergehen. Beeindruckt hat mich auch zu sehen, dass meine weißen Brüder und Schwestern sich erhoben haben, als Schwarze von der Polizei ermordet wurden. Die Botschaft lautet: Jeder muss in Frieden leben können, und wenn jemand Gewalt anwendet, gehen wir dazwischen.

Für Musiker und andere Künstler waren die vergangenen Pandemiejahre eine schwere Zeit. Konzerte wurden abgesagt, Auftritte verschoben. Wie ist die Lage derzeit bei Ihnen?

Vor Corona habe ich mit meinen Bands »Black Heritage« und »Funky Soul Kitchen« viel gespielt – durch die Pandemie wurde die Zahl unserer Auftritte auf nahezu null reduziert. Ich bin froh darüber, dass die harten Maßnahmen ein Ende haben. Aber das Musikgeschäft hat sich nicht vollständig erholt. Die Anzahl an Konzerten und Shows ist noch nicht auf dem Niveau von vor der Pandemie. Ich hoffe darauf, dass sich die Lage in diesem Frühjahr und Sommer bessert.

Mike Russell ist Mitglied der Band »Black Heritage« und wird gemeinsam mit Mfa Kera am Sonnabend bei der Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin auftreten. Geboren wurde der Gitarrist in Washington DC, seit mehr als 30 Jahren lebt er in Berlin

Quelle: Junge Welt

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„No one should leave a concert depressed“.
On music that puts you in a good mood and denounces social ills. A conversation with Mike Russell
Interview: Jan Greve

This Saturday, around 3,000 participants are expected at the Rosa Luxemburg Conference in Berlin. In addition to political contributions, there will once again be a cultural program. What can visitors expect from your performance?

We will be playing several songs there. One is titled „Humans Humans,“ an Afrobeat song. The lyrics are about how we are all human, none of us are perfect and Mother Nature has the last word. Another track is called „Don’t Touch My Friend,“ inspired by gospel and about tolerance. Everyone can believe in whatever they want as long as we treat each other respectfully – that’s the message.

How would you describe your music?

Most likely as Afrosoul. With us, different genres come together, from funk to blues, soul to influences of African music.

For many people, funk or soul is primarily about entertainment. Yet the origins of these musical genres are closely linked to the civil rights movement in the U.S., i.e. political struggles. What role does that play for you?

It’s very important to us. We didn’t choose our name „Black Heritage“ („Schwarzes Erbe,“ jW) by chance. We play songs by Marvin Gaye or Curtis Mayfield all the time. For most people, these musicians are entertainers first and foremost. But if you take a closer look at their lyrics, you’ll see that Marvin Gaye, for example, is against the Vietnam War on his famous album „What’s Going On“. He was standing up for the rights of black people, but also more generally for the rights of all people.

Does it bother you when the political dimension of this music is ignored?

No, I wouldn’t put it that way. For us, music is a medium with which we want to convey a message to our listeners. We also want to achieve that people have fun. The nicest compliment you can give me is to say: Your music makes me feel good. No one should leave a concert depressed.

The struggles of the U.S. civil rights movement in the 1950s and ’60s inspired countless people. In recent years, the Black Lives Matter movement in the U.S. has protested repeatedly because racism and police violence remain commonplace. Has the situation hardly changed?

There exists a relevant difference. Let’s think about the killing of George Floyd by a police officer in 2020. Such things have happened before in the U.S., even during my youth. But back then we didn’t have smartphones and social media, through which images and videos go around the globe in real time today. I’m very pleased that young people are standing up and saying: Things can’t go on like this. I was also impressed to see that my white brothers and sisters stood up when black people were murdered by the police. The message is: everyone must be able to live in peace, and when someone uses violence, we intervene.

For musicians and other artists, the past pandemic years have been a difficult time. Concerts were canceled, performances postponed. What is the situation like for you at the moment?

Before Corona, I played a lot with my bands „Black Heritage“ and „Funky Soul Kitchen“ – the pandemic reduced the number of our performances to almost zero. I’m glad that the harsh measures have come to an end. But the music business has not fully recovered. The number of concerts and shows is not yet at the pre-pandemic level. I’m hoping for things to improve this spring and summer.

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Source: Junge Welt